Heilig-Geist-Hospital

Das Heilige-Geist-Hospital war vergleichbar mit einem Obdachlosen- und Pflegeheim. Hier brachte man auch Kranke unter, die sich keinen Arzt leisten konnten, sowie arbeitsunfähige Menschen.¹ Später wurden auch „verhexte Kinder“² (Anmerkung: Bis zum ende des 17. Jahrhunderts zog sich die Zeit der Hexenverfolgung. Diese traurigen Ereignisse prägten vermutlich die Namen der verwaisten Kinder) in das Hospital einquartiert. Das Hospital entwickeltete sich im Laufe der Jahre zu einem Armenhaus und Altersheim. Im 18. Jahrhundert wurde das Altenheim zu einem Waisenhaus umfunktioniert, so lebten nun auch Waisenkinder in dem Hospital. Ab 1750 wurde das Gebäude von Menschen bewohnt, die staatlicher Pflege bedurften, dazu zählten Kinder, Alte, pflegebedürftige Menschen, Verbrecher und „Geisteskranke“. In diesen Jahren lebten hier ca. 20 Personen, hauptsächlich Waisenkinder. Dazu kam noch entsprechendes Personal, welches diese betreute und wahrscheinlich auch dort wohnte.

Lehrerseminar

1779 wurde das Hospital mit einem Lehrerseminar erweitert. Zur Eröffnung meldeten sich fünf Seminaristen an.³ Geplant war, dass diese im Gebäude mit bis zu 13 Kindern und zwei bzw. vier Lehrern wohnen sollten. Nach einem halben Jahr gab es bereits 13 Seminaristen, was auf eine qualifizierte Ausbildung und große Nachfrage schließen lässt.

Zuchthaus

Das Gebäude des ehemaligen Zuchthauses steht noch heute. Es ist das Haus, in dem am 11.12.1801 Christian Dietrich Grabbe, Dramatiker der Vormärzzeit und der Sohn des Zuchtmeisters, das Licht der Welt erblickte. Die ersten Straftäter lebten ab den 14. Mai 1754 in dem Zuchthaus. Über die Zeit gesehen saßen zu etwa 75% männliche und zu 25% weibliche Gefangene ein. In dem Jahr 1825 wurden überproportional viele Straftäter verurteilt, was zu einer entsprechenden Überlegung der wenigen Zellen und damit verbunden größerem Krankheitsrisiko führte.¹⁰

Erwerb-/Industrieschule

Die Direktorin dieser Schule war Fürstin Pauline. Der Inspektor des Lehrerseminars, Krücke war ihre rechte Hand und Lehrer dieser Schule. Hier wurden Landkinder und Bettler im jungen Alter unterrichtet. Nach der Eröffnung am 28. Juni 1799 gingen dort schon 60 Kinder zur Schule. Vor 1799 hatte Fürstin Pauline inoffiziell die Erwerbschule unter eigener Regie geführt.¹¹

Strafwerkhaus

Anfangs wurden hier nicht nur Obdachlose, Bettler und Zwangsbeschäftigte untergebracht, sondern auch Geisteskranke. Für diese ließ Fürstin Pauline allerdings später ein separates Haus im Ort Brake errichten. Die Bewohner übten verschiedene Tätigkeiten aus, z.B. stricken und spinnen.

Kinderbewahranstalt

Für die Betreuung und Verwaltung der Anstalt war nach Fürstin Paulines Tod der Frauenverein zuständig, besonders engagiert waren Frau Auguste Mannes und der Detmolder Pastor Friedrich Hermann Adolf Böhmer.¹² Eine weitere sehr engagierte Mitarbeiterin war Frau Louise Kaspermeier. Sie versuchte auch, die Kinder zu erziehen und spielte mit ihnen. Die Kinder lernten Zählen und Auswendiglernen.¹³ Das Personal bestand hauptsächlich aus der Hausmutter, einer Kleinkindlehrerin, einer Spinnschullehrerin und zwei ehemalige Spinnschülerinnen, die hier ausgebildet worden waren. 1858 plante man die Aufnahmen von 58 Kleinkindern und 48 Spinnschülerinnen.¹⁴ Als die Kinderbewahrsanstalt in das Gebäude am Bruchberg zog, wurden dort ca. 23 Kinder betreut. Hierbei handelte es sich sowohl um Waisenkinder als auch um Arme und Kranke im Alter zwischen zwei und sieben Jahren.¹⁵ Die Auswahl der Kinder erfolgte auf Empfehlung der Armenkommission. Allerdings gab es eine Ausnahme. Die Kinder eines Tischlers wurden hier bereut. Dafür machte der Tischler alles, was im Haus an Arbeit anfiel, für wenig Geld oder manchmal auch kostenlos.¹⁶ Das Personal betreute nicht nur die Kinder, während die Eltern arbeiteten, sie nahmen auch Kinder auf, die dort rund um die Uhr lebten, z.B. einen Dreijährigen, dessen Mutter in das „Irrenhaus“ eingewiesen wurde.¹⁷ Nach dem Einzug auf dem Bruchberg vergrößerte sich diese Anzahl der Betreuten in kurzer Zeit auf 36 Kinder.¹⁸ Mit der Benutzung des Untergeschosses des Hauses wuchs die Anzahl der Kinder im Jahre 1851 auf 51 Kinder (30 Mädchen, 21 Jungen).¹⁹ Fünf Jahre später, 1856, betreute die Anstalt 110 Kinder.²⁰ Die Kinderbewahranstalt sollte von den Epidemiewellen in Lippe nicht verschont bleiben. Während der hier wütenden Masernepidemie 1860 verlor die Anstalt 4 von 52 erkrankten Kindern.²¹ Nur drei Jahre später, 1863, erkrankten fast alle Kinder durch eine Scharlachepidemie. Bedingt durch die Raumknappheit saßen viele Kinder zusammen so kamen 5 Kinder ums Leben. Für die Hausmutter und die Kleinkinderlehrerin wurde ein Ersatz gesucht, hier fand man die Kleinkindlehrerin Lotte Kästing und die Hausmutter Lenchen Düstersiek. Letztere musste 1864 aufgrund einer schweren Krankheit die Stelle aufgeben. Danach mussten die Kleinkindlehrerin und die Spinnschullehrerin ihre Stelle mitbesetzen. 1872 starb die Leiterin der Bewahranstalt und des Frauenvereins, Auguste Mannes.²²

Schlosshotel-Cafe

1897 eröffnete in dem neugebauten Haus das „Hotel, Restaurant und Cafe“. Der erste Wirt war Am Sonnenberg, im selben Jah r folgte (1897/1898) folgte Conrad Schmidt. Dieser musste seinen Posten aufgrund eines Gerichtsbeschlusses räumen. Vorübergangsweise übernahm der Bruder des Eigentümers Bruno, Martin Bruno den Job. Als endlich der neue Wirt 1899 Otto Strichnoth gefunden wurde, gab Martin Bruno den Posten ab. Doch auch dieser Wirt hielt sich nicht lange, denn 1900 folgte der Hoflakai Otto Buchmeier, der wegen Unzuverlässigkeit entlassen wurde. 1901 folgte Eugen Mölders, welcher die Idee einer Damenbedienung einführte.1904 übernahm Friedrich Horst, der den Puff weiterführte. Von 1904-1907 erhielt das Cafe immer wieder Klagen, wegen nächtlicher Ruhestörungen. Schließlich war dies 1907 der Untergang des Betriebs. ²³

Wohnungen

Die, die in diesem Haus wohnten hatten gut bezahlte Jobs oder sogar eigene Geschäfte, Firmen oder die Arbeitsstelle, bei der sie gearbeitet haben, lag in der Nähe.

Eigentümer der Nr. 31




Fußnoten

1. Vgl. Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe, 1953, S. 83.
2. Vgl. Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe, 1953, S. 231.
3. Vgl. Burre, 1925, S. 23.
4. Vgl. Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe, 1953, S. 233.
5. Vgl. Burre, 1925, S. 41.
6. Vgl. Bergmann, 1968, S. 81.
7. Ebd., vgl. S. 7.
8. Ebd., vgl. S. 54.
9. Ebd., vgl. S.53.
10. Ebd., vgl. S. 68.

11. Vgl. Prinzessin zur Lippe, 1991, S. 82.

12. Vgl. Meier, 2002, S. 40ff.

13. Ebd., S. 46.

14. Ebd., vgl. S. 54.

15. Ebd., vgl. S. 48.

16. Ebd., vgl. S. 52f.

17. Ebd., vgl. S. 56.

18. Ebd., vgl. S. 45.

19. Ebd., vgl. S. 47.

20. Vgl. Meier, 2002, S. 50.

21. Ebd., S. 53f.

22. Vgl. Meier, 2002, S. 56f.

23. Vgl. Verdenhalven, 1983, S. 165.

24. Stadtarchiv Detmold.